Das meistverkaufte Elektroauto der Welt hat eine umfassende Überarbeitung erhalten. Das neue Tesla Model 3, intern „Highland“ genannt, will mit mehr Komfort, edlerem Design und gesteigerter Effizienz überzeugen. Doch nicht alle Änderungen sind unumstritten. Wir haben den Stromer genau unter die Lupe genommen und klären, ob Tesla die Messlatte erneut höher legt.
Seit seiner Einführung hat das Tesla Model 3 den Markt für Elektroautos im Alleingang aufgemischt und die etablierten Hersteller unter Druck gesetzt. Mit dem umfassenden „Highland“-Update soll dieser Vorsprung nun weiter ausgebaut werden. Weit mehr als nur eine kosmetische Auffrischung, hat Tesla an entscheidenden Stellschrauben gedreht: Aerodynamik, Fahrkomfort und Innenraum wurden grundlegend überarbeitet. Das Ergebnis ist ein spürbar reiferes Fahrzeug, das sich leiser, komfortabler und hochwertiger anfühlt, gleichzeitig aber auch mit radikalen Bedienkonzepten polarisiert.
Geschärfte Aerodynamik trifft auf neue Eleganz: Das Außendesign
Schon auf den ersten Blick wirkt das neue Model 3 geschärfter und moderner. Die Frontpartie wurde komplett neu gezeichnet. Die Scheinwerfer sind deutlich schmaler und aggressiver gestaltet, was dem Wagen einen fokussierteren Blick verleiht. In Kombination mit der glatteren Frontschürze, die auf die früheren Nebelscheinwerfer verzichtet, ergibt sich nicht nur eine cleanere Optik, sondern auch eine signifikant verbesserte Aerodynamik. Der Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) konnte auf beeindruckende 0,219 gesenkt werden, was das Model 3 zu einem der windschlüpfigsten Serienfahrzeuge der Welt macht. Für den Fahrer bedeutet dies konkret: weniger Windgeräusche und eine höhere Effizienz, die sich in einer gesteigerten Reichweite niederschlägt.
Am Heck fallen die neuen, in die Heckklappe integrierten C-förmigen Rückleuchten auf. Anstelle des bisherigen Logos prangt nun der „TESLA“-Schriftzug über die gesamte Breite – ein selbstbewusstes Statement. Ergänzt wird das Update durch neu gestaltete Felgen, die ebenfalls auf optimale Aerodynamik getrimmt sind, sowie zwei neue Lackfarben: „Stealth Grey“ und „Ultra Red“.
Eine neue Wohlfühl-Lounge: Der Innenraum
Die vielleicht größte Revolution hat im Inneren stattgefunden. War der Vorgänger noch für seinen puristischen, aber teils auch nüchternen und in der Materialanmutung kritisierten Innenraum bekannt, empfängt das „Highland“-Modell seine Passagiere nun mit einer spürbar hochwertigeren Atmosphäre.
Das Cockpit der Zukunft?
Das Armaturenbrett wurde komplett neugestaltet und wird von einer umlaufenden Ambiente-LED-Lichtleiste durchzogen, deren Farbe sich individuell einstellen lässt. Anstelle der bisherigen Holz- oder Kunststoffdekore kommen nun edlere, weichere Materialien zum Einsatz, die sich angenehmer anfühlen und besser verarbeitet sind.
Das zentrale Bedienelement bleibt der brillante 15,4-Zoll-Touchscreen in der Mitte, der nun über einen schmaleren Rand und eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit verfügt. Die wichtigste und zugleich kontroverseste Neuerung ist jedoch das, was fehlt: Tesla hat die Lenkstockhebel für Blinker und Gangwahl komplett eliminiert. Der Blinker wird nun über Tasten am neu gestalteten Lenkrad betätigt, die Fahrstufe (D, N, R, P) wird über eine Leiste am linken Rand des Touchscreens eingelegt. Eine redundante „Smart Shift“-Funktion soll erkennen, in welche Richtung der Fahrer losfahren möchte. Diese radikale Reduktion erfordert eine gewisse Eingewöhnungszeit und sorgt besonders im Kreisverkehr für Diskussionen.
Komfort für alle Passagiere
Ein klares Upgrade erfährt der Komfort. Die Vordersitze sind nicht nur neu geformt und bieten besseren Seitenhalt, sie sind nun serienmäßig auch belüftet – eine Wohltat an heißen Tagen. Die Lüftung lässt sich bequem über die App vor-klimatisieren. Eine weitere Innovation, die vor allem die Fondpassagiere zu schätzen wissen, ist der neue 8-Zoll-Touchscreen zwischen den Vordersitzen. Hier können Mitfahrer nun eigenständig die Klimatisierung für den hinteren Bereich regeln, die Sitzheizung aktivieren oder Unterhaltungsinhalte wie Filme und Spiele genießen.
Ein entscheidender Faktor für den gestiegenen Reisekomfort ist die verbesserte Geräuschdämmung. Durch den Einsatz von Akustikglas für alle Scheiben (vorher nur vorn) und optimierten Dämmmaterialien wurden Wind- und Abrollgeräusche signifikant reduziert. Das Fahrzeug ist bei hohen Geschwindigkeiten merklich leiser, was das Fahren entspannter macht.
Im Kontext der Konkurrenz
Das Tesla Model 3 bewegt sich in einem hart umkämpften Segment. Konkurrenten wie der BMW i4, der BYD Seal oder auch der größere VW ID.7 haben in den letzten Jahren stark aufgeholt.
- Der BMW i4 positioniert sich als „Fahrmaschine“ und spricht jene an, die Wert auf traditionelle Cockpit-Tugenden mit hochwertigen Materialien und ein sportlich-ausgewogenes Fahrwerk legen. In puncto Bedienung bleibt er mit seinem iDrive-Controller klassischer.
- Aus China drängt der BYD Seal mit seiner innovativen „Blade“-Batterietechnologie und einem ebenfalls sehr expressiven Design auf den Markt. Er bietet eine reichhaltige Ausstattung und ein gutes Raumgefühl, kann es bei der Software-Integration und der Effizienz aber noch nicht ganz mit dem Tesla aufnehmen.
- Der VW ID.7 zielt als große Fließheck-Limousine eher auf maximalen Langstreckenkomfort ab und übertrifft das Model 3 in puncto Kofferraumvolumen und Platzangebot im Fond. Seine Stärken liegen in der Ausgewogenheit und einem sehr komfortablen Fahrwerk, während das Tesla-Paket insgesamt sportlicher und technologisch-fokussierter wirkt.
Das Model 3 „Highland“ kontert vor allem mit seiner unerreichten Kombination aus Effizienz, Ladeinfrastruktur (Supercharger-Netzwerk) und einer nahtlos integrierten Software-Erfahrung.
Die Innovationen im Detail: Was sie für den Nutzer bedeuten
Innovation | Nutzer-Vorteil |
Verbesserte Aerodynamik & Effizienz | Höhere Reichweite bei gleicher Batteriegröße, geringere „Tankkosten“, leiseres Fahren durch weniger Windgeräusche. |
Akustikverglasung rundum | Deutlich reduziertes Geräuschniveau im Innenraum, was den Reisekomfort vor allem auf der Autobahn spürbar erhöht. |
Überarbeitetes Fahrwerk | Neue Federn und Dämpfer sorgen für ein deutlich komfortableres Abrollverhalten, ohne die sportliche Agilität zu opfern. Schlechte Straßen werden besser absorbiert. |
Wegfall der Lenkstockhebel | Ein extrem minimalistisches Cockpit. Dies erfordert jedoch eine Umgewöhnung und kann in komplexen Verkehrssituationen (z.B. Kreisverkehr) die Bedienung erschweren. |
Belüftete Vordersitze | Gesteigerter Komfort bei warmem Wetter, da die Sitze aktiv gekühlt werden können. |
Fond-Display | Mehr Komfort und Unterhaltung für die Passagiere auf der Rückbank, die ihre Klimatisierung und Medien selbst steuern können. |
Verbessertes Soundsystem | Ein intensiveres Klangerlebnis mit bis zu 17 Lautsprechern (Long Range Modell), das Musik in Studioqualität verspricht. |
Fazit
Mit dem „Highland“-Update hat Tesla das Model 3 nicht neu erfunden, aber an den entscheidenden Stellen konsequent verbessert. Das Fahrzeug ist erwachsener, leiser, komfortabler und im Innenraum deutlich hochwertiger geworden. Die gesteigerte Effizienz und die verbesserte Geräuschdämmung machen es mehr denn je zu einem herausragenden Langstreckenfahrzeug.
Für wen ist das neue Model 3 ideal?
Es bleibt das Auto für den technikaffinen Enthusiasten, der ein nahtloses, software-zentriertes Fahrerlebnis und Zugang zum besten Ladenetzwerk der Welt schätzt. Dank des gestiegenen Komforts und des neuen Fond-Displays ist es nun aber auch für junge Familien eine noch attraktivere Option. Vielfahrer und Pendler profitieren direkt von der herausragenden Effizienz und den damit verbundenen niedrigen Betriebskosten.
Potenzielle Käufer müssen sich jedoch mit dem radikalen Bedienkonzept ohne physische Blinkerhebel anfreunden können. Wer hier eine klassische Bedienlogik bevorzugt, wird bei der Konkurrenz eventuell eher fündig. Wer sich jedoch auf die digitale Welt von Tesla einlässt, erhält eine der durchdachtesten und effizientesten Elektrolimousinen, die derzeit auf dem Markt sind. Das „Highland“-Update zementiert die Position des Model 3 als Benchmark in seiner Klasse – eine leise, aber wirkungsvolle Revolution.